Hier finden Sie detaillierte Informationen zur Kubakrise, die im Oktober 1962 für eine dramatische Entwicklung der internationalen Sicherheit sorgte. Die damaligen Weltmächte USA und Sowjetunion standen sich gegenüber und brachten der Welt beinahe einen Dritten Weltkrieg, der schließlich nur durch diplomatische Bemühungen und politisches Kalkül verhindert werden konnte. Eine zentrale Stellung nahm die bis dahin politisch nur sehr wenig bedeutsame Karibikinsel Kuba ein, die der SU aufgrund ihrer Lage vor der amerikanischen Küste einen gewichtigen militärischen Vorteil verschaffte.

Hinweis: Es handelt sich hierbei um einen Auszug aus einer wissenschaftlichen Arbeit, die am Fachbereich für Politikwissenschaften einer deutschen Hochschule verfasst wurde. Wenn Sie auf diese Seite verlinken möchten, können Sie dies z.B. mithilfe des folgenden Codes tun:

Vorgeschichte zur Kubakrise

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog sich eine Spaltung der Welt in ideologischer Hinsicht in einen sowjetischen Sozialismus auf der einen und einen amerikanischen Kapitalismus auf der anderen Seite. Diese Spaltung intensivierte sich durch den Warschauer Pakt im Jahre 1955, der als militärisches Gegengewicht zur NATO zwischen Albanien, Bulgarien, CSSR, DDR, Polen, Rumänien, UDSSR und Ungarn geschlossen wurde. Trotz dieses Paktes sah sich die Sowjetunion durch die USA bedroht und wollte durch militärische Aufrüstung einen Gegenpol schaffen, um im Falle eines Angriffes seitens der USA von Massenvernichtungswaffen Gebrauch zu machen. Dem sowjetischen Streben nach einer hegemonialen Stellung konnten die Vereinigten Staaten nicht nachgeben und hinkten im militärischen Aufrüsten nie hinterher. Die prekäre Situation zwischen den beiden Weltmächten spitzte sich immer mehr zu, und die Gefahr eines Atomkrieges war längst zu einer realen Gefahr geworden.
Aufgrund der großen Distanz der Sowjetunion zu den USA erhoffte diese sich durch militärische Stützpunkte im sozialistischen Kuba einen strategischen Vorteil, um möglicherweise einen mit Mittelstrecken-Raketen geführten Angriff zu starten, der innerhalb kürzester Zeit jede US-amerikanische Großstadt hätte bombardieren können. Sich durch diese gerade mal neunzig Meilen vor der amerikanischen Küste befindlichen militärischen Gefahr bedroht fühlend, fielen die Amerikaner unter Präsident Kennedy mit zahlreichen Exilkubanern im April 1961 in der sog. Schweinebucht in Kuba ein, um den amtierenden Präsidenten Fidel Castro zu stürzen. Diese Invasion scheiterte jedoch kläglich, was mit einem erheblichen Prestige-Verlust für die USA einherging.

die zwei Möglichkeiten der USA, sich vor einem SU-Angriff zu schützen

Aus Angst vor einer zweiten Invasion beschloss die Sowjetunion die Stärkung der Karibikinsel. Um dies zu gewährleisten, stationierte sie Waffen für umgerechnet 455 Mil-lionen US-Dollar und errichtete einen Militärstützpunkt auf Kuba. Dies vollzog sich alles unter strengster Geheimhaltung, bis am 14. Oktober amerikanische U-2 Aufklärungsflugzeuge Fotos von entstehenden Militärbasen und zahlreichen Waffen machen konnten. Am 15. Oktober kam die Erkenntnis, dass Abschussrampen für Raketen vorgesehen waren, die nach etwa 14 Tagen in einem Umkreis von 1800 km einsatzbereit gewesen wären.
Die USA waren sich nun bewusst, welch hoher Gefahr sie ausgesetzt waren. Es galt nun unter Zeitdruck zu entscheiden, mit welchen Handlungen dieser drohenden Gefahr Einhalt zu gebieten wäre.

1. Zum einen bestand die Möglichkeit, die Abschussrampen und Raketen auf der Karibikinsel aus der Luft zu vernichten, um so die Bedrohung auszuschalten. Dies hätte jedoch zur Folge gehabt, dass die Sowjetunion einen Angriff mit Hilfe ihrer MIGs und IL-28 Bomber auf die Vereinigten Staaten hätte ausüben können. Außerdem bestand die Gefahr eines Bombardements auf Berlin und die amerikanischen Stützpunkte in der Türkei, was zwangsläufig die Ausmaße eines dritten Weltkrieges zur Folge gehabt hätte.

2. Zum anderen kam in Betracht, mit Hilfe einer militärischen Seeblockade um Kuba die Raketenlieferungen zu stoppen und der Sowjetunion die Möglichkeit einzuräumen, die bereits stationierten Raketen abzuziehen. Präsident Kennedy verlangte in Bezug auf diesen Schritt, dass seine engsten Berater, die das sog. ExComm. (Exekutive Committee of the National Security Council) bildeten, intensivst alle möglichen Gefahren und Abläufe herausarbeiteten. Trotz der klaren Ablehnung einer militärischen Intervention behielt sich die Kennedy-Administration diese Möglichkeit offen, falls die Sowjetunion der Seeblockade mit Gewalt entgegenwirken würden. Für diesen Fall standen 45.000 Marine-Infantristen und 100.000 Reservisten bereit, welche die bereits präzise herausgearbeiteten Militärschläge hätten umgehend ausführen können.

die Rolle Kubas

In einem Treffen vom 15. bis zum 16. Oktober für führende Beobachter amerikanischer Tageszeitungen, Fernsehanstalten und Radiostationen verdeutlichte Kennedy, dass Kuba kein Problem für die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten, sondern ein politisches Problem darstelle, was daher nicht mit militärischen, sondern mit politischen und wirtschaftlichen Mitteln zu bekämpfen sei. Seine Intention war es, Kuba wirtschaftlich zu ruinieren, damit die Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu einer Ablehnung der Regierung führt, um letztendlich einen Sturz des Castro-Regimes herbeizuführen. In seiner Rede am 22. Oktober setzte US-Präsident John F. Kennedy die Welt über die Existenz sowjetischer Raketen auf Kuba in Kenntnis und forderte von der sowjetischen Regierung den sofortigen Abzug der Raketen. Um seine Entschlossenheit zu demonstrieren, verhängte er eine Seeblockade um Kuba und drohte mit weiteren Mitteln, falls seiner Forderung nicht nachgekommen werde. Seine Titulierung der Seeblockade als „Quarantäne“ sollte dieser Operation in Bezug auf die UN- und OAS-Charta rechtliche Legitimität verschaffen, die eine Quarantäne als Akt der nationalen Selbstverteidigung gegenüber Aggressionshandlungen rechtfertigte. Bei der Abstimmung der OAS (Organization of American States) am 23. Oktober erhielten die USA die nötige Mehrheit, um die Quarantäne durchführen zu dürfen. Um sich vor unvorhersehbaren Handlungen seitens der Sowjetunion abzusichern, legte Verteidigungssekretär McNamara am 22. Oktober die amerikanische Bereitschaft dar, sowjetische Schiffe mit offensiven Waffen zu versenken, falls diese nicht den Forderungen der amerikanischen Schiffe Folge leisten würden. Um das Gelingen der Seeblockade zu sichern, führte die amerikanische Regierung diesen Akt mit Hilfe von 450 Militärschiffen, 1.200 Flugzeugen und rund 200.000 Soldaten durch. Nach anfänglichem Protest versicherte Chruschtschow jedoch Kennedy in zwei Briefen vom 26. und 27. Oktober den Abzug der Raketen. Darin schreibt er in seinem ersten Brief:

We … will declare that our ships bound for Cuba are not carrying any armaments. You will declare that the United States will not invade Cuba…

Dieses Zugeständnis seitens der Sowjetunion ging somit mit der Bedingung einher, dass die USA auf eine Invasion in Kuba verzichten. Der 27. Oktober, an dem der zweite Brief Chruschtschows einging, der auch als „Black Saturday“ bezeichnet wurde, forderte er dann zusätzlich den Abzug der in der Türkei stationierten Jupiter-Raketen. Werde dieser Forderung nicht nachgekommen, so würde er keine weiteren Anstrengungen unternehmen, um die auf Kuba stationierten Raketen abzuziehen. Daraufhin akzeptierte Kennedy zwar die Forderung aus dem ersten Brief, erwähnte aber vom Abzug aus der Türkei nicht das geringste. Am späten Abend des 27. Oktobers sandte Präsident Kennedy seinen Bruder Robert zum sowjetischen Botschafter Dobrynin in Washington, der ihm ein Angebot unterbreiten sollte. Zusätzlich zum Versprechen, nicht in Kuba einzufallen, offerierte er den Abzug der Jupiter-Raketen aus der Türkei, der jedoch in geheimer Aktion stattfinden solle. Nachdem dies akzeptiert wurde, vollzog sich sofort der Abzug der auf Kuba errichteten Militärbasen.
Sollten sie einen Militärschlag gegen die Sowjetunion starten, wären diese aufgrund ihrer logistisch perfekten Lage direkt vor der Küste Amerikas fähig, alle wichtigen Stützpunkte auf amerikanischem Boden in Kürze zu zerstören.

die Folgen der Kubakrise für Kuba

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Kuba von der SU benutzt wurde, um die amerikanische Regierung erheblich unter Druck zu setzen. Im Gegenzug, wie auch oben bereits erwähnt, sanktionierten die Vereinigten Staaten Kuba, indem sie die Insel wirtschaftlich runter zu wirtschaften versuchten. Ganz ist dieses Vorhaben nicht gelungen, dennoch hat Kuba auch heute noch sehr unter den Handelsblockaden zu leiden, auch wenn die Kubakrise schon seit vielen Jahrzehnten beendet ist und im Prinzip keine große Gefahr mehr von Kuba ausgeht.